«Der personalisierte Zugang wird immer wichtiger»
Otto Bitterli, CEO der Sanitas Gruppe, zeigt sich mit dem Geschäftsjahr 2014 sehr zufrieden, erläutert das Thema Qualität und betont den Stellenwert der Online-Ausrichtung für das Unternehmen.
Wie bewerten Sie das vergangene Geschäftsjahr?
Zahlenmässig war es ein gutes bis sehr gutes Jahr. Dass wir per 31. Dezember 2014 um über zehntausend Versicherte wachsen konnten, freut mich ausserordentlich. Dieses Wachstum stammt aus den Zusatzversicherungen. Wir erfüllen dabei unsere mehrjährigen Unternehmensziele, die unter anderem ein VVG-Wachstum vorgeben. Erfreulicherweise setzt sich diese Tendenz im laufenden Geschäftsjahr fort, denn wir konnten mit Vertragsbeginn 1. Januar 2015 bei den Zusatzversicherten nochmals zulegen. In der Grundversicherung hatten wir einen leichten Rückgang.
«Wir sind in den Zusatzversicherungen kräftig gewachsen»
Im Jahr 2015 wollen wir noch stärker in den halbprivaten und privaten Spitalzusatzversicherungen wachsen. Wir glauben – unter anderem aufgrund der immer stärkeren Regulierung im Umfeld –, dass dies möglich ist. Denn wir stellen fest, dass – je staatlicher die Grundversicherung organisiert ist – das Bedürfnis der Versicherten wächst, sich mit einer Spitalzusatzversicherung individuell abzusichern.
War 2014 auch finanziell ein erfolgreiches Jahr?
Absolut. Das finanzielle Ergebnis von 101,5 Millionen Franken ist ausgezeichnet. Gemäss Krankenversicherungsgesetz ist die Grundversicherung nicht profitorientiert. Der leichte Überschuss im KVG ist deshalb eine Punktlandung. Erfreulich ist der Gewinn von 94,6 Millionen Franken in den Zusatzversicherungen, der sowohl aus einem versicherungstechnischen Gewinn als auch aus einem Kapitalmarktgewinn resultiert. Dies gibt uns Spielraum für zukünftige Investitionen.
Woher stammt dieser Gewinn?
Einerseits haben sich die Leistungsausgaben besser entwickelt als vorhergesehen. Zusätzlich war 2014 ein gutes Börsenjahr. Der Ertrag aus den Kapitalanlagen hat deshalb ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zum guten Ergebnis geleistet.
Von den Zahlen zu den Versicherten: Was hat Sanitas hier im Jahr 2014 beschäftigt?
Das letzte Jahr stand für mich im Zeichen der Qualität. Wobei ich diese Qualität aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachte. Einerseits spüren wir, dass die Kunden von uns zu Recht immer mehr Qualität fordern. Wir wollen diese Kundenerwartungen unbedingt erfüllen: Ich denke in diesem Zusammenhang an unsere Gesundheitsprogramme, an die raschere Abwicklung von Leistungsabrechnungen oder an den Ausbau unserer Leistungsberatung für privat- und halbprivatversicherte Kunden.
Auf der anderen Seite erwarten wir diese Qualität jetzt und in Zukunft auch von den Leistungserbringern. Deshalb setzen wir uns innerhalb der Einkaufsgemeinschaft HSK (Helsana, Sanitas und KPT) dafür ein, dass medizinische Leistungen nur dann geschuldet sind, wenn sie auch qualitativ einwandfrei erbracht wurden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber im Gesundheitswesen ist dies eine schwierige Diskussion, denn bei einer Operation ist die Qualität schwieriger zu messen als beispielsweise bei einer Autoreparatur. Dennoch wollen wir beim ambulanten und stationären Leistungseinkauf in der HSK Akzente setzen und das Thema Qualität zum Schutz unserer Versicherten vermehrt in die Verträge mit den Leistungserbringern aufnehmen.
«Wir wollen für unsere Versicherten die Qualität erhöhen»
Was hat Sanitas 2014 konkret für ihre Kunden getan?
Vieles. Ersichtlich wird dies beispielsweise im Geschäftsbericht auf einer neuen Jahresübersicht, die wichtige Ereignisse auf einem Zeitstrahl darstellt. Ich möchte an dieser Stelle nur ausgewählte Highlights erwähnen.
Stolz bin ich auf die Entwicklung unserer Gesundheitsprogramme. Etwa auf die Einführung eines Medikamentenchecks, mit dem man unerwünschte Wechselwirkungen bei der gleichzeitigen Einnahme von mehreren Medikamenten erkennen und vermeiden kann. Oder an das Programm zur Sturzprävention, das sich vor allem an ältere Menschen richtet. Die vielen positiven Reaktionen unserer Versicherten zeigen, dass die Gesundheitsprogramme sehr geschätzt werden. Der Medikamentencheck wurde Ende Oktober 2014 mit dem Innovationspreis der Schweizer Assekuranz ausgezeichnet – dies hat uns ebenfalls besonders gefreut.
Gab es weitere Highlights?
Aus Vertriebssicht war die Einführung des Online-Direktabschlusses für die Grundversicherung ein wichtiger Meilenstein. Die Sanitas Gruppe ist eine der ersten Krankenversicherungen, bei der Neukunden rasch und unkompliziert sowie ohne jeglichen Schriftverkehr die obligatorische Krankenversicherung direkt auf ihrem Mobiltelefon abschliessen können.
Erfolgreich verlief gegen Ende des Jahres auch die Lancierung der Sanitas Kunden-App. Mit dieser App haben unsere rund 120 000 User des Online-Kundenportals die Möglichkeit, sich überall über Prämien, Franchisen und Selbstbehalt zu informieren. Ausserdem haben sie die Versichertenkarte so elektronisch immer griffbereit dabei. Eine grosse Erleichterung für die Versicherten ist es zudem, dass sie Rückforderungsbelege ganz einfach scannen und Sanitas per App übermitteln können.
«Einfacher Zugang mit der Sanitas App»
Sie haben mehrere Dienstleistungen im digitalen Umfeld erwähnt. Ein Zufall?
Natürlich nicht. Der Verwaltungsrat der Sanitas Gruppe hat Ende 2013 beschlossen, eine nachhaltige Unternehmensstrategie im digitalen Umfeld zu verfolgen. Deshalb haben wir bereits 2014 mehrere Projekte in Angriff genommen, welche die Umsetzung dieser Strategie unterstützen. Den Online-Direktabschluss in der Grundversicherung und die Sanitas App habe ich bereits erwähnt. Zudem haben wir das Departement Business Transformation geschaffen. Diese neu aufgebaute Einheit untersucht die technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen – ich denke da etwa an die Individualisierung von Kundenbedürfnissen oder an den fortgesetzten Einsatz von Online-Plattformen für die personalisierte Information. Ausgehend von diesen Erkenntnissen entwickeln wir neue Angebote und Dienstleistungen für unsere Kunden. 2015 werden weitere Services und erste integrale Lösungen lanciert.